Einfluss von Mutter-Kontakt auf Emotionalität und soziale Kompetenz bei Milchkälbern
In einer neuen Studie haben Janja Sirovnik et al., den Einfluss des mütterlichen Kontakts in den ersten 14 Lebenstagen auf Ängstlichkeit und soziale Kompetenz von Kälbern untersucht. Ausgangspunkt war die Hypothese, dass Kälber mit Mutterkontakt (n = 12) weniger Lautäußerungen, längere Erkundungs- und Fortbewegungszeiten und eine geringere Beweglichkeit aufweisen und während der Konfrontation mit einer fremden, erwachsenen Kuh wachsamer und unterwürfiger sind als Kontrollkälber (n = 12, innerhalb 24 h nach der Geburt getrennt von den Müttern).
Kälber mit Kontakt konnten nicht säugen, hatten aber in den ersten fünf Lebenstagen fast ununterbrochen Kontakt zu ihren Müttern (getrennt wurden sie nur während des Melkens). Vom 6 bis zum 14 Tag wurden die Kälber täglich für 12 Stunden von ihren Müttern getrennt. Nach 14 Tagen wurden die Kälber beider Gruppen (mit und ohne Kontakt) in Gruppen von bis zu vier Tieren ohne visuellen und taktilen Kontakt mit der Mutter gehalten.
Um mögliche Einflüsse von Mutterreaktionen auf Kälberstress, begannen die Tests nach der endgültigen Trennung von Kälbern mit Kontakt im Alter von 14 Tagen. Jedes Kalb wurde in Abständen von sieben Tagen in drei Tests der folgenden Reihenfolge getestet: Freilandtest (OF), Test mit neuartigem Objekt (NO) und Konfrontationstest (CO) mit einer unbekannten erwachsenen Kuh. 15 Minuten je Test wurde das Verhalten der Kälber aufgezeichnet: Häufigkeit der Fortbewegung, Vokalisierung, Ausscheidungen und Dauer der Pflege, Erkundung der Testarena, vollständige Immobilität (in allen Tests) und Spiel (NO, CO) sowie alle Sozialverhalten beider Tiergruppen (CO).
Ein Wilcoxon-Rang-Summen-Test (Python, SciPy 3.6.5) wurde verwendet, um Unterschiede in den aufgezeichneten Parametern zwischen Test- und Kontrollgruppen in jedem Test zu bewerten.
Beide Hypothesen wurden bestätigt: Kälber mit Mutterkontakt zeigten weniger angstbedingtes Verhalten (weniger Lautäußerungen im Freiland und kürzere Immobilität bei Konfrontation) sowie Anzeichen einer stärkeren sozialen Vorsicht (größere Häufigkeit und Dauer der Wachsamkeit während der Konfrontation mit einer unbekannten Kuh) als Kontrollkälber. Andere Verhaltensweisen unterschieden sich nicht.
Die Forscherinnen schließen aus den Versuchsergebnissen auf einen positiven Einfluss des mütterlichen Kontakts durch Angstminderung bei den Kälbern in nicht-sozialen Kontexten und auf größere Vorsicht gegenüber unbekannten Kühen, was auf eine verbesserte soziale Kompetenz hindeuten könne.
Autorinnen: Janja Sirovnik, Noemi Santo und Uta König von Borstel Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Tierzucht und Genetik; Sektion Tierhaltung, Verhalten und Wohlbefinden, Leihgesterner Weg 52, 35392 Gießen, Deutschland; janja.sirovnik@agrar.uni-giessen.de
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